Es gibt Lachs und unser Name ist Sneakpod …
Auch wenn wir wie diese Woche keinen Sneakfilm gesehen haben. Christoph, Stefan und Claudia besprechen Lachsfischen im Jemen und My Name is Khan sowie ein weiteres Mal Shorts at Moonlight, insbesondere die Kurzfilmperlen Unter Mietern, I Love Lucy und Bus Stop. Eigentlich ein übersichtliches Programm – dass das trotzdem alles wieder so lange dauert, liegt (unter anderem) an Christophs neuem Auto. Hört selbst.
Lachsfischen im Jemen (2011):
- Länge: 107 min
- Genre: Romantikkomödiendrama mit satirischem Einschlag
- Regie: Lasse Hallström
- Darsteller: Ewan McGregor, Emily Blunt, Amr Waked, Kristin Scott Thomas
Punkte:
Christoph: -/10
Claudia: 7,5/10
Stefan: -/10
My Name Is Khan (2010):
- Länge: 165 min
- Genre: tränentreibendes Asperger-Romantik-nicht-so-richtig-Bollywood-Drama
- Regie: Karan Johar
- Darsteller: Shah Rukh Khan, Kajol
Punkte:
Christoph: 10/10
Claudia: -/10
Stefan: -/10
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Lachsfischen im Jemen stand schon auf meiner Liste. Ich mag von Lasse Halström einiges, besonders Shipping News und Hachiko. Spielt McGregor darin nicht auch einen Aspie? Hab letztens nur ganz nebenbei mitbekommen, dass da möglicherweise etwas unschön transportiert wurde. Werd da heute oder morgen bestimmt noch meinen Senf dazu ablassen.
My Name is Khan hatte ich auch schon mal auf dem Radar, aber irgendwie kam er nie in Reichweite. Bisher hatte ich dazu bei der Aspergerdarstellung eigentlich nur positives gehört. Teilweise halte ich es aber schon bedenklich, wie (inflationär und inhaltlich) in der Popkultur damit umgegangen wird. Gibt einige gute Beispiele, manche sind jedoch die reinste Grütze und vermitteln ein vollkommen falsches Bild. Mal schauen…
Und da ihr ja noch Videospiele zum Thema hattet: Ich möchte an dieser Stelle noch mal To the Moon ganzdollmegasuperstark empfehlen. Entweder selbst spielen (ist kinderleicht) oder ein Let’s Play dazu schauen, zum Beispiel das hier:
http://www.youtube.com/watch?v=c5qoqrMVmQY&feature=c4-overview-vl&list=PL_cuP4Q4hDkXt6uMu5afXDHAmxdKLn83R
Christoph, ich verspreche dir, dass du bei der Geschichte des Spiels weinen wirst. Wenn nicht, dann… dann… musst du einen Wetteinsatz aussuchen!
Es gibt eine Stelle, wo Asperger erwähnt wird, aber, nein, McGregor ist in “Lachsfischen” kein “Aspie”. Wenn sich irgend jemand darüber aufregt, in welchem Rahmen Asperger dort erwähnt wird, fände ich das ehrlich gesagt ziemlich unverständlich.
Hab Lachsfischen im Jemen gerade geschaut und eigentlich ist er schon schön. Etwas kitschig und vorhersehbar, aber doch auch ganz lustig. McGregors Englisch fand ich auch super.
Was die Aspergersache angeht, kann ich das schon verstehen – du bist ein kluger Mensch und sagst, dass McGregor kein Aspie ist und da stimme ich dir auch zu. Es gibt aber auch noch eine Menge Unverständnis, wenn es darum geht. Ich hab gerade mal noch ohne Mühen ein paar Reviews gelesen und hier und da wird eben doch behauptet, dass er Asperger hat.
http://www.neuepresse.de/Nachrichten/Kultur/Uebersicht/Lachsfischen-im-Jemen-Lasse-Hallstroems-neue-Britkomoedie
http://www.femlife.de/lachsfischen-im-jemen-ein-maerchen-zum-verlieben-6387/
Und das stört mich. Nicht gewaltig, aber es stört mich. Es führt zu einer Verwässerung und selbst wenn er im Ansatz ganz leichte Symptome zeigt, ist es ja keineswegs repräsentativ. Mir wär es lieber, wenn man die 2-3 Sätze einfach rausgelassen hätte. Konsequenzen hätte es für die Geschichte keine gehabt, weswegen es auf mich einfach etwas wie Namedropping wirkt. Als sich Harriet bei Alfred dafür entschuldigt, dass sie ihn “beleidigt” hat, entgegnet er ihr ja, dass es ja das tolle an Asperger ist, dass man keine Gefühle verletzten kann. Sollte das ein Witz sein oder war das von ihm ernst gemeint? Er erwähnt im Film ja mehrfach, dass er nicht gut Witze erzählen kann. Ich würde an der Stelle gerne wissen, was bei den Zuschauern davon hängengeblieben ist.
Also, wer der Meinung ist, dass diese Szene als Schlüsselszene zu lesen ist, die aussagt, dass Alfred Asperger-Syndrom hat, der hat nichts verstanden und sollte sich über den Film lieber nicht öffentlich äußern.
Vielleicht könnte der Film politisch korrekter sein, indem er das Wort an der genannten Stelle nicht benutzt, aber so was sagen Leute in solchen Situationen halt. Das ist realistisch (und dabei ja keineswegs bösartig gegenüber Asperger-Patienten). Wenn der Film aus vorauseilendem Gehorsam so einen Satz rauszensieren würde (weil man das Wort “Asperger” lieber gar nicht in den Mund nimmt oder so), dann wäre das eine Art von “political correctness”, die viele (du eingeschlossen, behaupte ich mal, – und zwar mit Recht) extrem kritisch sehen würden, wenn es zum Beispiel um eine scherzhafte, vereinfachende Bemerkung über Schwule (oder Frauen oder Kasachen oder Juden oder Niederländer oder Schwarze …) ginge. Hab ich das geträumt oder hatten wir neulich eine Diskussion darüber, dass/ob jedes Thema mit Humor behandelt werden darf? Eine kleine scherzhafte Bemerkung wie die im Film muss erlaubt sein, zumal sie ja in keiner Weise boshaft war und zusätzlich die Sprecherin ganz eindeutig in einer emotionalen Ausnahmesituation war. Der Film sagt damit nichts, als dass solche Bemerkungen zu unserer linguistischen und humoristischen Wirklichkeit gehören (weil Asperger zu dieser Welt gehört und Menschen mit Asperger natürlich auch). Da ein Werturteil über Asperger reinzudeuten geht mir deutlich zu weit. Das Problem ist nicht, was der Film mit dem Thema macht (fast nichts nämlich), sondern (vielleicht) dass manche Leute besessen von pathologischen Kategorien sind und einen reißerischen Aufhänger für ihre Filmkritiken brauchen. – Okay, Ende meines pseudoakademischen Geschwafels. Viel wichtiger: Ich fand die genannte Stelle witzig, auch wenn dich das vielleicht entsetzt. Insofern bin ich froh, dass niemand sie vorsorglich rausgestrichen hat.
Ich hoffe, wir reden hier nicht aneinander vorbei.
“Vielleicht könnte der Film politisch korrekter sein, indem er das Wort an der genannten Stelle nicht benutzt, aber so was sagen Leute in solchen Situationen halt. Das ist realistisch (und dabei ja keineswegs bösartig gegenüber Asperger-Patienten).”
Was SIE gesagt hat, stört mich nicht im geringsten.
“Eine kleine scherzhafte Bemerkung wie die im Film muss erlaubt sein, zumal sie ja in keiner Weise boshaft war und zusätzlich die Sprecherin ganz eindeutig in einer emotionalen Ausnahmesituation war.” Hier sprichst du auch wieder von der Sprecherin, die ich keineswegs kritisiere.
Ich verstehe aber gerade auch nicht, wie du auf ein Werturteil über Asperger kommst. Ich habe darüber doch gar nichts gesagt. Genauso wenig verstehe ich nicht, wie du da auf die Sache mit dem Humor kommst :(
Habe ich irgendwie/irgendwo gesagt, dass man über AS keine Witze machen soll? Ich denke nicht. Mir geht es da auch keineswegs um Selbstzensur oder political correctness. Mir ist PC in so ziemlich allen Bereichen total egal. Bei South Park wurde Asperger auch mal behandelt und da gab es ein Missverständnis, weil Cartman nicht verstanden hat, was das ist. Er ging davon aus, dass Aspergers Ass-Burgers sind, weswegen er sich Hamburger in die Unterhosen gesteckt hat, um sie durch das spezielle Aroma sehr erfolgreich verkaufen konnte. Fand ich sehr sehr lustig.
Ich hab mich dadurch keineswegs angegriffen gefühlt, von Lachsfischen im Jemen ebenso wenig. Ich kann über vieles lachen, auch über meine eigenen Marotten.
“PS: Seine Antwort auf ihre Entschuldigung war NATÜRLICH als Witz gemeint – und (wie gesagt) ich fands auch witzig.”
Ich glaub, das hier zeigt das Missverständniss. Zu Harriet hast du nun den grösseren Absatz geschrieben. Zu dem eigentlichen Problem (von mir) nur die Antwort, dass es natürlich nur ein Witz war. Genau das war für mich nicht ersichtlich, weswegen ich ja hier gefragt habe. Wenn es Sarkasmus war, hab ich ihn nicht erkannt. Ich war mir sehr unsicher, wie er das meinte und hielt es für möglich, dass er es ernst meinte – und das hätte mich gestört. Hätte er das etwas anders gesagt und vielleicht mit einem Augenzwinkern versehen, hätte ich gleich gewusst, dass er sich damit über das Klischee lustig macht, dass Aspies eben keine Gefühle hätten – was ich als lustig empfunden hätte.
PS: Seine Antwort auf ihre Entschuldigung war NATÜRLICH als Witz gemeint – und (wie gesagt) ich fands auch witzig. Darüber hinaus sagt uns seine Antwort etwas über seinen Charakter, sie soll uns einerseits zeigen, dass er sehr wohl einen Sinn für Humor hat (eben einen eher trockenen) und außerdem, dass er sehr empathisch ist (also ganz klar nicht Asperger), weil es bei seiner scherzhaften Bemerkung ganz klar darum geht, sie aufzumuntern und ihr die Sorge über ihr eigenes Verhalten zu nehmen.
Wie gesagt: bei seiner Antwort war es mir (und einigen anderen) nicht ersichtlich, wie er es nun meint.
WENN er es ernst gemeint hätte, wäre das für mich ein Kritikpunkt gewesen, weil es schlampige Arbeit implizieren würde und deswegen meinte ich auch, dass man es dann lieber nicht im Film hätte lassen sollen. Lieber die Klappe halten, als Unsinn zu verbreiten.
WENN es witzig gemeint war (wovon ich nun ja ausgehen kann), ist doch alles in Ordnung :/
Okay, dann war das wirklich ein Missverständnis. Die Vorstellung, dass jemand diesem nun wirklich menschenfreundlichen Film zweifelhafte Politik vorwirft, hat mich etwas aufgeregt. Dass es Leute gibt, die den Film und seine Hauptfigur insgesamt falsch deuten, damit kann ich leben. Die genannte Szene (wie der Rest des Filmes) demonstriert für mich, dass Alfreds Sinn für Humor eher ein subtiler, ironischer ist, und wir sehen, wie Harriet feststellt, dass sie das mag (und genauso gings mir). Ein Augenzwinkern als “Witzmarkierung” hätte hier nicht gepasst – das würde nicht seiner Persönlichkeit entsprechen, da er in seinen Witzen immer sehr zurückgenommen ist, sie auf eine Weise vorbringt (“deadpan” würde man im Englischen sagen), bei der nur jemand, der auf seiner Wellenlänge ist, sofort merkt, dass es ein Witz ist. Daher später auch die Frage von Robert (“Is this a joke?”) und Alfreds Antwort. Es ist ein wichtiger Teil von Alfreds Persönlichkeit, dass er diesen Sinn für Humor hat, der von vielen (wahrscheinlich nicht von seiner Frau und anscheinend auch nicht von Teilen des Publikums) nicht verstanden wird, und dass ihn diese Tatsache sozial manchmal durchaus verunsichert oder ungelenk erscheinen lässt. Die Art, wie Alfred diesen Witz vorbringt, ist für mich vollkommen schlüssig im Rahmen seiner Persönlichkeit und charakterisiert einen Teil dessen, was diese Figur für mich so liebenswert macht, nämlich diese Mischung aus Ironie und Einfühlungsvermögen.
Es wäre dann ja eine ziemliche Doppelmoral von mir, wenn ich es anders beurteilen würde. Und es wäre damit ja nicht logisch und passt doch deswegen gar nicht zu mir :P
Ich würde dem Film auch für den Fall, dass seine Aussage ernst gemeint war, nicht einmal eine zweifelhafte Politik vorwerfen. Ich erkenne darin nichts boshaftes – es wäre einfach nur inkonsequent/falsch und damit ein Fehler im Drehbuch. Wenn es da nun um Schwule, Schwarze, Juden, Deutsche oder sonstwem ginge, würde ich das genauso kritisieren.
Weiter oben hattest du ja auch Harriets Gefühlsausbruch verteidigt. Ich fand den auch nur menschlich. In Adam schnauzt Beth Adam ebenfalls einmal an und beleidigt ihn etwas. Ist doch genau das selbe. Warum sollte damit irgendjemand ein Problem haben? :) Adam fand ich von vorne bis hinten gelungen und witzig.
Ich muss aber auch sagen, dass ich Alfred sehr sympathisch finde und seinen subtilen Humor schätze. In der Szene war es für mich nur wirklich einfach nicht ersichtlich. Ich hab ab und zu meine Probleme, Sarkasmus zu erkennen – kann das durch das Kennenlernen der Personen aber besser einschätzen und teils auch logisch erschliessen. Bei Alfred hat es bei mir nur nicht gereicht.
Ach, ich war gleich ein bisschen verliebt in die Alfred-Figur (der Humor, der Akzent, der leicht bekümmerte Blick – das hat schon gereicht :D ). Würde seinen Humor auch eher als ironisch als als sarkastisch bezeichnen (da Sarkasmus ja mit Spott/Hohn zu tun hat und eher destruktiv ist, während Alfreds ironische Bemerkungen ja eigentlich immer einen "freundlichen Kern" haben).
Ja, das stimmt schon. Ich finde es in dem Zusammenhang nur etwas schwer zu unterscheiden. Ironie wird einfach so stark unterteilt. Eine Ironie des Schicksals ist ja schon wieder etwas gänzlich anderes und kann mit Sarkasmus nicht verwechselt werden :/
Liegts an meiner Kurzsichtigkeit oder schaut Ewan McGregor (auf dem Bild) aus wie Jason Bateman? Apropos: Sneakpod-Stimmen zur neuen Arrested Development Staffel…
McGregor für mich viel besser aussehend als Bateman, aber er spielt hier schon einen Typ, der so ähnlich ist (und wohl auch so ähnlich aussehen soll) wie manche Bateman-Figuren, nur halt schottisch, viel charmanter und weniger langweilig. So weit meine vollkommen unvoreingenommene Einschätzung ;)
So, nun auch noch My Name is Khan geschaut und ich bin arg zwiegespalten, was an vielen Faktoren liegt.
Grundsätzlich fand ich die Idee nett und seine Motivation für die Reise zum Präsidenten war schon irgendwie cool und passte auch zur Darstellung von Khan. Unterhaltsam fand ich auch noch den Anfang, in dem die gewissen Defizite von ihm sehr humorvoller Situationskomik verarbeitet wurden (Apfel -> Kürbis zum Beispiel). Gefallen haben mir zudem einige Einblicke in seine Gedankenwelt (“Je mehr ich versuche, die Welt zu verstehen, desto weniger verstehe ich sie”), die gut zum Asperger-Syndrom passen. Leider gab es davon viel zu wenig, weswegen mir Khan weniger wie ein Mensch und mehr wie eine Anhäufung von Symptomen vorkam. Ungünstig war seine Aussendarstellung, in der er auf mich eher wirkte, als sei er einfach “nur” geistig behindert – so wie er ständig rumwackelt und sich benimmt, sah er viel mehr aus wie Rain Man, der von seiner Umwelt nicht so viel mitbekommt. Aber “dumm” wie Forrest Gump war er ja auch nicht wirklich… zwar ist das Spektrum breit, aber mir kam das alles etwas merkwürdig vor. Falsch oder wirklich klischeehaft war aber in meinen Augen nichts und kann das nicht als echten Kritikpunkt werten.
Meckern würde ich viel mehr am dramaturgischen Aufbau, der so ruckzuck von einer in die andere Richtung schlenkert und vom Ton her irgendwie fast verstörend war. Manchmal ist der Film so herzlich und nett und toll und süss und so weiter und dann gibts ratzfatz Tote, Terrorismus und Rassismus. Irgendwann wurde es für mich fast so plakativ und unglaubwürdig, dass es mir wie eine Karikatur vorkam, in der die Welt vom Superhelden Khan im Alleingang gerettet wird (alleine der Abstecher nach Georgia – ich mein WTF?!). Vielleicht soll der Film ja ein modernes Märchen darstellen, der wirklich so mit dem Holzhammer “love conquers all” in die Köpfe der Zuschauer prügeln soll, aber das war für mich einfach viel zu viel. Sehr schade, weil er handwerklich gut gemacht ist, tolle Schauspieler bietet und wirklich schöne Momente vorzuweisen hat. Ich kann schon verstehen, wenn man ihn toll findet, aber insgesamt war er mir zu unrund und weinen musste ich auch nicht einmal im Ansatz – im Gegensatz zu Temple Grandin, bei dem ich gestern mehrfach sogar laut lachen musste. Oder halt auch To the Moon – DAS ist eine herzergreifende, witzige, spannende und tragische Geschichte.
Ich weiss nicht, ob ein Vergleich wirklich fair ist, aber Forrest Gump und Slumdog Millionaire würde ich My Name is Khan einfach vorziehen.