Wer Sneak sät…
…wird Pod ernten. In der 207. Folge des Sneakpods melden sich Christoph, Stefan und Teresa aus einem dresdner Ballsaal, um über die Neuverfilmung von Straw Dogs – Wer Gewalt sät zu lamentieren, der zwar verärgert, jedoch nicht schwermütig gemacht hat, weswegen auch noch mal auf Lars von Triers Melancholia eingegangen wird, den Claudia in Folge #205 bereits besprochen hat. Philipp versorgt uns zwischendurch mit den aktuellsten Fußballergebnissen und vielleicht lernen wir auch noch etwas über Mülltrennung.
Straw Dogs – Wer Gewalt sät:
- dt. Filmstart: 1. Dezember 2011
- Länge: 110 min
- Genre: Thriller
- Regisseur: Rod Lurie
- Drehbuch: Rod Lurie
- Schauspieler: James Marsden, Kate Bosworth, Alexander Skarsgård
- Sneak am: 2. November 2011
Punkte:
Christoph: 0/10
Stefan: 2/10
Teresa: 0/10
Claudia: 3/10
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Zu “Straw Dogs” und “Melancholia”: Finde nicht, dass sich jeder Film der Anforderung stellen muss, das Publikum zu “unterhalten” (im Sinne von: “erfreuen”). Manche Filme wollen/sollen beunruhigen. Man muss das ja nicht mögen, aber das ist auch ein legitimer Anspruch für einen Film. Da hört’s aber dann auch schon auf mit den Gemeinsamkeiten der beiden Filme…
Ehrlich gesagt stimme ich nicht viel von dem zu, was ihr im Allgemeinen über “Straw Dogs” sagt, aber der Film ist doch zu schlecht gemacht, um über ihn eine Generaldiskussion anzuzetteln (Was muss Film leisten? Was darf ein Film erzählen? Wenn ein Film Handlungen zeigt, heißt das, dass er ihre Logik unterstützt? usw.).
Ich…äh, sehe es fast genau wie Claudia, werde aber dennoch etwas mehr dazu sagen, weil vielleicht nicht diese Version des Films bedeutsam ist, sondern die sogar noch unangenehmere Originalversion aus dem Jahre 1971 (!!!). Und weil mir der Film sehr gut gefallen hat…und mich nun leider etwas beleidigt fühle, da ich sicherlich keine Therapie brauch, nur weil ich mich mit manchen Themen auch in Filmen auseinandersetzen kann.
Um gleich den größten Brocken vorwegzunehmen: Die Vergewaltigungsszene war eine der wichtigsten im Film. Also wichtig für Handlung, Aussage oder der Überlegung, die der Film anstellt.
Und diese Nebenhandlung mit dem geistig Behinderten war meiner Ansicht nach großartig, weil durchgängig unangenehm und ohne einfache Antworten.
Das war ja das schöne, der Film hat keine einfachen Antworten, er macht es einem eben wirklich nicht leicht, und wie Claudia bereits sagte, ein Film darf das. Wobei sie ihn leider nicht mochte…nun vielleicht mag sie ja das Original.
Alles was man zu diesem Film und dem Original wissen muss ist prima in diesen 5 Minuten hier erklärt:
http://www.escapistmagazine.com/videos/view/escape-to-the-movies/4289-Straw-Dogs
Aber um es noch kurz zu sagen, diese Filme beschäftigen sich, zumindest vermute ich das, mit der Frage wie Menschen in der modernen, zivilisierten Gesellschaft funktionieren und ob sie nicht dadurch das verlieren, was sie ausmacht. Große Fragen stellt der Film auch zur Rolle des modernen Mannes in der Gesellschaft, und kommt vor allem im Original zu unangenehmen Antworten, die sich heute langsam in der demographischen Entwicklung und anderen Bereichen bemerkbar machen. Der Film lässt das Modell des modernen, aufgeklärten, intelligenten Mannes gegen das klassische Männerbild aus der Zeit der Affen prallen, wirft eine Frau dazwischen, und überlegt was diese attraktiver findet.
Machen wir es direkt, im Original wird impliziert, dass die Frau die Vergewaltigung gar nicht mal so sehr ablehnt, und in der Belargerung am Ende ruft sie sogar ihren Vergewaltiger um Hilfe. Und das 1971.
Im Gegensatz zu dem Herren aus dem Video finde ich übrigens, dass diese implizierte nicht ganz Ablehnung auch hier auftritt, zumindest bis der zweite Kerl hineinspaziert, mit dem sie keine frühere Beziehung hatte. Hier jedoch fällt ihre Wahl dann doch auf die modernere Variante (beide Varianten des Mannes natürlich überspitzt), auch weil dieser dann doch zeigt, dass er nicht ein wehrloser Feigling ist, wenn es kritisch wird.
Aber….ach was solls schaut euch das Video an wenn ihr vielleicht doch den Film nicht komplett ablehnen wollt. Ich sollte nicht zu viel dazu schreiben denn ich kann es leider nicht klug genug.
Wichtig ist mir jedoch: Das einzige Tabu, dass in Sachen Kunst erlaubt ist, sind thematische Tabus. Kunst darf keine verbotenen Themen haben, das ist gefährlich. Achtung: Ich sage nicht ein Film darf alles behaupten! Film über Holocaust, sicher! Film der sagt “Holocaust war gut und super!”, auf keinen Fall!
Naja…dennoch. Freundliche Grüße.
(Ich sollte einfach still sein, oder?)
Oh, und “Straw Dogs” hat auch sehr das Thema Überlebenstrieb behandelt, was auch das Hauptthema des Films war, an dem der Author schrieb. Von daher passte das schon. Das Menschen in jeder Situation außergewöhnliche Sachen vollbringen können, wenn es ums Überleben geht.
Außerdem behandelte der Film wie sehr noch die gewaltätige Bestie in den Menschen steckt, und das diese leicht hervortreten kann wenn die dünne Schutzschicht der modernen Gesellschaft durch was auch immer für Umstände bricht.
Ich fand den Film wirklich nicht dumm…
Hui, ja… Filme und Gewalt. Brisantes Thema. Zu Straw Dogs kann ich jetzt auch nicht viel sagen, da kenn ich auch nur das Original mit Dustin Hoffman.
Aber Gewalt ist nunmal ein enorm starkes Stilmittel in Filmen und sollte dem Medium auch nicht entzogen werden. Am Ende kommt es ja auch wieder darauf an, wie das ganze verpackt ist.
Piranha war eine lustige Metzelei, die ich gerne weiterempfehlen kann. Hostel ist billig, provokant und nur darauf aus, das Publikum zu schockieren.
Gerade solche Torture Porn Filme haben den Markt ja geradezu überschwemmt, was dann auch in den Remakes von Last House on the Left und I spit on your grave gegifpelt ist. Die meisten dieser Filme haben für mich auch keine wirkliche Existenzberechtigung… besonders sowas wie A Serbian Film, wo am Ende auch noch ein Baby vergewaltigt wird. Ich bin und bleibe dabei aber auch gegen ein Verbot.
Ob Filme am Ende alles dürfen, habe ich mich vor kurzem auch erst wieder gefragt. The Human Centipede 1 und 2 (besonders Teil 2) setzen sich für mich auf eine ganz besondere Art und Weise mit dem Thema Gewalt in Filmen auseinander und hinterfragen, wie ernst man das nehmen sollte und wie weit ein Film gehen darf. Dabei ist Teil 2 (ich kenne nur die geschnittene Fassung über iTunes) so ziemlich das abartigste, was ich je gesehen habe… dort werden sämtliche Grenzen auf perverseste Art überschritten und dort wird sogar ein frisch geborenes Baby zertreten. Abartig, abscheulich und eigentlich ein Tabu, was niemand brechen sollte. Aber gerade damit hat der Film Eindruck bei mir hinterlassen. Er hat ein Zeichen gesetzt. Irgendwie ist das ein wichtiger Film und er gefällt mir auf eine bestimmte Art und Weise, weil er ziemlich klug ist und nicht weil die Gewalt zelebriert wird.
Wie dem auch sei… Gewalt ist wichtig und Filme müssen nicht unterhalten. Ich glaub, einige meiner Lieblingsfilme sind alles andere als unterhaltsam und deswegen muss man nicht gleich in therapeutische Behandlung.
Antichrist von Trier ist ja auch kein toller Film, weil dort Vagina und Penis zerstört werden, sondern weil der Film einfach gut und verstörend ist. Das muss man halt abstrahieren :/
Lars von Trier und Tom Six nehme ich ab, dass die etwas aussagen wollen. Eli Roth nicht.
Danke, Phuturist, da war schon viel von dem dabei, was ich auch gesagt hätte, wenn ich denn mehr hätte sagen wollen. Ich kenne das Original nicht, weiß aber, dass es ein Peckinpah ist, der von vielen als verstörendes Meisterwerk angesehen wird. Interessiert mich jetzt, da ich die Konstellation auch in diesem durchaus spannend fand. Gerade die Idee mit den “Straw Dogs”, ein antiquiertes Männerideal, das hier auf fürchterliche Weise in einer bestimmten sozialen Umgebung noch weiterexistiert. Das ist eben alles KEIN Actionfilm, nicht in erster Linie jedenfalls. Das mit “Tucker und Dale” zu vergleichen ergibt nicht viel Sinn, außer dass hier auch “Hinterweltler” vorkommen. Anderes Genre, anderes Thema, anderes filmisches “Anliegen”. Der Gedanken übrigens, dass Bosworths Figur das schon verdient hat, was ihr passiert, so wie sie sich anzieht, dass ist NICHT die Aussage des Filmes, sondern die Sichtweise von James Marsdens Figur.
Trotzdem: Weder James Marsden noch Kate Bosworth haben mich hier überzeugt, und die Beziehung ist für mich weder glaubhaft noch nachvollziehbar. Die wirken von Anfang an so, als hätten sie nichts gemeinsam. Alexander Skarsgård und James Woods fand ich sehr gut. Ingesamt ist der Film aber langatmig und zerfasert erzählt und atmosphärisch nicht dicht. Hat mich alles nicht überzeugt, werde aber demnächst das Original anschauen, dann sag ich dir, wie ich den fand. Und dann können wir gemeinsam in Therapie gehen ;)
“Der Gedanken übrigens, dass Bosworths Figur das schon verdient hat, was ihr passiert, so wie sie sich anzieht, dass ist NICHT die Aussage des Filmes, sondern die Sichtweise von James Marsdens Figur.”
Ich weiss auch garnicht mehr, wie das dann im Original war… zwecks verdienen. Aber es ist schon eine merkwürdige Ansicht. Aber man kann soetwas ja nicht “verdienen”, indem man sich auf eine bestimmte Art kleidet. Das passiert aus anderen Motiven, gegen die man als Opfer nichts unternehmen kann. Eine Frau hätte es niemals verdient, vergewaltigt zu werden, genauso wenig wie ein Kind es irgendwie verdienen könnte, in der Schule fertig gemacht zu werden, nur weil es “anders” ist. Sowas kann man nicht rechtfertigen.
“Film der sagt “Holocaust war gut und super!”, auf keinen Fall!”
Aber Film, der sagt: “Die Vergewaltigte wollte es ja eigentlich (was der Film Deiner Ansicht nach erzählt (phuturist)) oder hat es ja provoziert? Und damit meine ich nicht die Aussage ihres Mannes (Stefan PG), sondern wie man die Szene am Badezimmerfenster verstehen kann, wenn man sie nicht als reine Machtdemonstration sieht.
Ich finde es etwas zu einfach, den Film für intelligent zu halten, nur weil er karikaturhaft zwei unterschiedliche Männerbilder zeigt und wie sie auf den Wegfall zivilisatorischer Grenzen reagieren.
“Die Vergewaltigte wollte es ja eigentlich” sagt der Film nicht. Die Szene am Fenster soll zeigen, dass Kate Bosworth sauer auf ihren Typ ist und außerdem dass ihre Haltung gegenüber ihrem Exfreund halt nicht so eindeutig ist. Dass rechtfertigt doch die Vergewaltigung nicht. Diesen logischen Schritt vollbringt nicht der Film (den ich nach wie vor für mies halte); Den habt ihr euch dazugedacht.
Jede Menge “dass” heute bei mir, die eigentlich “das” sind…
Letzte Anmerkung:
“Ich finde es etwas zu einfach, den Film für intelligent zu halten, nur weil er karikaturhaft zwei unterschiedliche Männerbilder zeigt und wie sie auf den Wegfall zivilisatorischer Grenzen reagieren.”
Der Film ist nicht intelligent (meiner Meinung nach), aber die Frage, die ihm zugrunde liegt, ist keinesfalls so primitiv wie Du hier suggerierst. Du vereinfachst die Argumentation von Phuturist und meine genauso wie Du meiner Meinung nach den Gedanken hinter dem Film vereinfachst. Von einem “Wegfall zivilisatorischer Grenzen” hat übrigens keiner gesprochen – halte ich auch für unzutreffend (gibt’s aber natürlich in anderen Filmen). Vielleicht spielt die Vergewaltungsszene aber auch deshalb so eine zentrale Rolle in Deiner Argumentation, weil ihr da gegangen seid und den Rest sowieso gar nicht mehr gesehen habt. Für mich zeigt die Vergewaltigung die hasserfüllte Hilflosigkeit dieser Relikte, der “Straw Dogs”(die sich hier in Gewalt manifestiert) und ist der Versuch einer Machtdemonstration.
Oha was habe ich nur angerichtet. Ich sollte mich fortan “Phuturist – Der Anrichter” nennen. Am besten phonetisch die Sinne umschmeichelnd “Phda”.
Zu der Sache nochmal: Sicherlich war nicht alles klug was ich schrieb, ich war doch recht in Eile da ich zu einer Vorlesung musste. Fun Fact: Ich kam dann doch zu spät und traute mich nicht mehr in den doch sehr kleinen und persönlichen Raum hinein.
Und sicherlich ist das nicht ein rundum großartiger Film. Claudias Schauspielerkritik ist gerechtfertigt und es hilft auch nicht wenn man alle Rollen durch übertriebene Stereotypen ersetzt. Das aber immer noch im Film vorhandene Konzept konnte mich trotz all dem jedoch für den Film interessieren. Nun, es ist sicher Geschmackssache was einem wichtig und wie hoch die eigene Schmerzgrenze bei den Schwachpunkten eines Filmes ist.
Oh, btw, BeneXVII, könnte das hier etwas für dich sein?
http://www.gametrailers.com/video/preview-el-shaddai/717134
Ich wünsche uns für heute Abend einen Film der alle glücklich macht!
Lieber Phuturist, Du musst Dich ganz sicher nicht entschuldigen. Wenn man im Podcast verkündet, dass Leute Therapie brauchen, die einem Film etwas abgewinnen können, dann muss man halt damit rechnen, dass es evtl. heftige Gegenwehr gibt (möglicherweise sogar aus den eigenen Reihen).
Deinen Wunsch für den heutigen Abend teile ich und drücke uns selbst die Daumen :)
Ich hatte Straw Dogs gestern auch in der Sneak und fand ihn auch nicht gut, allen voran die Vergewaltigungsszene und die generell sinnlose Gewalt. Ich habe normal nichts gegen Gewalt in Filmen, aber wie ihr schon gesagt habt, es muss passen. Den Eindruck dass Kate Bosworth die erste Vergewaltigung nicht so schlimm fand, wie die zweite hatte ich übrigens auch.
Und generell gesagt, find ich es auch ziemlich hart so gut wie nie etwas im Podcast zu sagen und dann alle in Therapie schicken zu wollen, die den Film sehen wollen oder ihn gar gut finden!
Den Vergleich zu Tucker and Dale vs. Evil kann ich auch nicht verstehen, das sind völlig verschiedene Film mit völlig verschiedenen Voraussetzunge. Tucker and Dale ist nämlich ein Film, bei dem man die Gewalt abfeiern soll und auch kann.
So und nun zu Christoph: Es waren 2 Saarland-Witze in dem einen Satz und es sei nochmal besonders erwähnt, dass das Saarland mal eine eigene Nationalmannschaft hatte und sogar an der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 1954 teilgenommen hat.
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